
01 Feb Vectorworks Kompatibilitätsliste 2021, Updates und Archivierung
Wir hatten 2017 spekuliert, wie es mit Vectorworks Kompatibilität zu macOS weitergeht. Unsere eigene Grafik zeigte damals dieses Bild der Kompatibilität kommender Vectorworks-Versionen:
Die aktuelle Kompatibilitätstabelle Macintosh, die bei Computerworks zu finden ist, zeigt, dass sich Unterstützung für Mac bis 2021 ein wenig anders entwickelt hat:
- OS X 10.10 ist mit Vectorworks 2014 bis 2019 kompatibel
- OS X 10.11 ist sogar mit Vectorworks 2020 kompatibel
- mit macOS 10.13 läuft Vectorworks 2017 nicht mehr
Im Großen und Ganzen lagen wir aber nicht ganz falsch mit unseren Voraussagen zum weiterhin schmalen Kompatibilitätskorridor von macOS und Vectorworks-Version. Die im Vergleich zu Windows eher kurze Kompatibilität von Vectorworks zu den Mac-Betriebsystemen bedeutet für Büros mit mehreren Macs unterschiedlichen Alters (wie meist der Fall) reichlich Planung beim Update von Vectorworks. Es ist ja nicht nur so, dass Hardware, Betriebsystem und Vectorworks gut aufeinander abgestimmt sein müssen:
- Damit das ganze Büro mit einer einheitlichen Vectorworks-Version arbeiten kann, muss bei neu anzuschaffenden Macs geprüft werden, welche Mindest-Version von Vectorworks bei neuen Macs erforderlich ist
- Mit Neuanschaffungen von Arbeitsplätzen wird das ganze Büro zum Schwenk auf eine neuere Vectorworks-Version gezwungen, was die Konvertierung oft tausender älterer Dateien nach sich zieht
- Die Dauer von Bauprojekten in Architektur und Städtebau dauert mitunter länger als die normale Lebensdauer eines Mac-Arbeitsplatzes
- die Aufbewahrungspflicht in Architekturbüros beträgt zehn Jahre für alle relevanten Planungsdaten; da dies nicht nur die normale Lebensdauer eines Macs übersteigt, sondern sich auch über mehrere Vectorworks-Updatezyklen erstreckt, ist eine Archivierungs-Strategie erforderlich
Update-Strategie in der Praxis
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die wenigsten Architekturbüros jedes Update von Vectorworks mitmachen. Stattdessen hat sich bewährt, mindestens jedes zweite Vectorworks-Release auszulassen, tendenziell sogar nur jedes dritte Update auszurollen. In der Praxis der letzten Jahre zeigte sich, dass neue Vectorworks-Versionen für die meisten Büros selten attraktiv sind. Updates werden jedoch dann gut angenommen, wenn die neuen Versionen deutliche Verbesserungen mitbringen bei Geschwindigkeit, Stabilität, Raum-, bzw. Multistempel und evtl. Projektsharing. Leider werden diese Aspekte bei der aktuellen Produktpolitik von Vectorworks eher stiefmütterlich behandelt – der Hersteller Nemetschek ist stärker darauf bedacht, in jedem Herbst eine neue Vectorworks-Version zu veröffentlichen. Viele Büros haben wiederholt erfahren müssen, dass die neueste Vectorworks-Version erst im kommenden Frühjahr ausgereift ist, ab Sommer dann aber keine weiteren Pflege-Updates erfolgen. Es liegt eigentlich auf der Hand, dass die Entwickler der Software nicht gleichzeitig an der neuen Version und an der Pflege der bisherigen Versionen arbeiten können, wenn der Zyklus der Hauptreleases nur 12 Monate beträgt.
Sehr verkürzt formuliert: jeweils im Sommer wird die Pflege der bisherigen Vectorworks-Version eingestellt, da die Entwickler ab diesem Zeitpunkt an der neuen Version arbeiten, die dann im Herbst veröffentlicht wird, obwohl sie nicht in allen Belangen ausgereift ist.
Archivierungs-Strategien
Eine Archivierungs-Strategie im Architekturbüro sollte nicht nur beinhalten, dass regelmäßig verlässliche Backups gesichert werden, und Pläne als PDF-Datei langzeitarchiviert werden. Zusätzlich ist es häufig auch notwendig, ältere Vectorworks-Dateien auf Original-Systemen zu sichten und ggf. zu bearbeiten.
In der Praxis hat dies mehrere Konsequenzen:
- Während der Zeit der zehnjährigen Aufbewahrungspflicht sollte ein Planungsbüro in der Lage sein, Vectorworks-Dateien auf Mac-Arbeitsplätze mit genau der Vectorworks-Version zu bearbeiten, die zum Erstellen der Pläne genutzt wurde
- Zur Dokumentation gehören auch Informationen, mit welchem Set an Layern + Klassen aus den Originaldateien die publizierten Pläne erzeugt wurden
- Über die Aufbewahrungsfrist hinaus kann es immer mal wieder notwendig sein, für einen Folgeauftrag oder weiteren Bauabschnitt auf weitaus ältere Vectorworks-Dateien zuzugreifen
In größeren Büros werden deshalb gezielt ältere Macs konserviert und erhalten, solange sie noch gut funktionieren. Es stellt sich häufig als Fehler heraus, Macs bis zum Hardware-Ausfall kaputtzureiten oder durch Updates aufs modernste mögliche Betriebsystem fast unbenutzbar zu machen.
In der Praxis sehen wir oft, dass Macs über einen Zeitraum von zehn Jahren oder länger benutzt werden – oft so lange, dass eine produktive Arbeit mit der altersschwachen Hardware kaum noch möglich ist. Es wäre sicherlich besser, bei Macs nicht nur von der aktuell üblichen Nutzungsdauer auszugehen (acht bis zehn Jahre), sondern sich am Zeitraum zu orientieren, in welchem Apple die Ersatzteilversorgung sicherstellt. Dieser Zeitraum beträgt üblicherweise fünf bis sechs Jahre. Danach werden Macs als „obsolete“ bzw. „vintage“ eingestuft. Apple führt hierzu eine Liste der Vintage-Produkte.
Bloss nix löschen
Ein interessanter Aspekt ist auch der Widerspruch von Aufbewahrungspflicht, Aufbewahrungspraxis und DSGVO in den Planungsbüros in Architektur und Städtebau. Normalweise hat kein Bauherr oder Auftraggeber noch die alten Originaldateien zur Hand, wenn die zehnjährige Aufbewahrungspflicht abgelaufen ist. Aber von Architekturbüros wird oft erwartet, dass sie die Originaldateien noch besitzen und bearbeiten können, selbst wenn der Abschluss des Projekts mehr als 15 Jahre zurückliegt, nun aber Umbauten oder Renovierungen anstehen. Und während die DSGVO explizit erwartet, dass Büros Löschkonzepte für veraltete Daten erarbeiten und umsetzen, sieht die gängige Praxis in den Architekturbüros eher so aus: niemand löscht irgendwas, möglichst alle Unterlagen werden möglichst lange erhalten. Aus der Sicht der Planungsbüros macht das auch Sinn, die DSGVO geht an der Realität der Aufbewahrungsfristen und sinnvollen Dokumentationszeiträume eher vorbei.
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