
14 Jan WhatsApp: Datensauger statt Nachrichten-App
Wenn im Internet etwas kostenlos ist, ist der Kunde das Produkt. Das trifft auf WhatsApp ganz besonders zu.
WhatsApp gibt persönliche Daten weiter, das ist keine Überraschung. Werden diese Daten mit den Daten eines Facebook-Profils zusammenführt, kann das WhatsApp-Verhalten einer Person beeinflussen, welche Werbung sie auf Facebook angezeigt bekommt. Dadurch werden Persönlichkeitsprofile, die der Konzern über seine Nutzerinnen und Nutzer anlegt, noch genauer.
Nachrichten-Funktionen nur Nebensache?
WhatsApp überträgt aber weitaus mehr als „personenbezogene Daten“ und Metadaten an FaceBook. Im Vergleich zu datensparsamen Nachrichten-Apps wie Signal und iMessage/Nachrichten.app wird deutlich, dass WhatsApps Hauptzweck nicht die Nachrichten-Funktionen sind, sondern die Abschöpfung von Nutzerdaten und deren Übertragung zu Facebook.
Bei der detaillierten Analyse von WhatsApps Bestimmungen kommt auch der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar zu dem Schluss, dass auf Basis der neuen Richtlinien die Daten von WhatsApp-Nutzern „innerhalb des Konzerns weitgehend unbeschränkt weitergegeben werden“. Außerdem werden diese Daten laut den Nutzungsbedingungen auch an andere Unternehmen weitergegeben. WhatsApp sichert diese Praxis durch seine AGB ab: „WhatsApp verwendet die ihm zur Verfügung stehenden Informationen und arbeitet auch mit Partnern, Dienstleistern und verbundenen Unternehmen zusammen“.
Facebooks Kerngeschäft sind Nutzerdaten und Werbung
WhatsApp gehört zu einem Konzern, der seine Einnahmen mit persönlich zugeschnittener Werbung macht. WhatsApps Nutzungsbedingungen sind sehr umfangreich und widersprechen sich, wie der detaillierte Beitrag von Meike Laff und Lisa Hegemann in Zeit online zeigt: Darf WhatsApp jetzt meine Daten an FaceBook petzen? zeigt.
Die Datenerhebungen in WhatsApp sind so umfangreich, dass damit sicher nicht nur ein präziseres Persönlichkeitsprofil der Facebook-Nutzer angelegt werden kann, sondern auch die Werbung derer beeinflusst, mit denen man über WhatAapp Nachrichten, Bilder und Videoas austauscht. Kurz gesagt: mit WhatsApp bestimmt man auch mit, welche Werbung diejenigen sehen, mit denen man in Kontakt steht.
Um welche Daten geht es?
Kaufhistorie
Welche Produkte haben sie erworben? Wo haben Sie eingekauft? Welche Shops haben sie genutzt? Wie häufig nutzen Sie welchen Shop, wie häufig kaufen Sie ein? Wieviel Geld geben Sie für bestimmte Produkte und Produktkategorien aus?
Ort
An welchen Orten nutzen Sie WhatsApp? An welchen Orten halten Sie sich besonders häufig auf, an welchen Orten nutzen Sie WhatsApp häufiger? Welche Daten teilen Sie an welchen Orten? WhatsApp unterstützt damit das Erstellen von persönlichen Bewegungsprofilen.
Personenbezogene Daten und Metadaten
Mit wem schreiben Sie Nachrichten, wie oft und zu welcher Uhrzeit? Welche Informationen teilen Sie miteinander? Welche Namen senden Sie sich, worüber schreiben Sie, welche Begriffe, welche Websites senden Sie sich zu?
Finanztransaktionsdaten
Welche Bezahldienste nutzen Sie bei Einkäufen? Nutzen Sie Paypal, Kreditkarte, Überweisungen? Welche Bankverbindungen geben Sie an, wie lautet ihr Paypal-Account, wie ihre Kreditkarte?
Mailadresse des Nutzers
Wie lautet die angegebene Mailadresse – und evtl. abweichende Mailadressen, die Sie für Bezahldienste wie Paypal etc. nutzen
Komplettes Kontaktverzeichnis
Leider ein alter Hut: alle Kontaktdaten ihres Smartphones werden regelmäßig an Facebook übertragen. Diese Praxis wurde in Deutschland zwar untersagt, aber Facebook hat sich beim Umgang mit Daten in der Vergangenheit wiederholt als nicht vertrauenswürdig gezeigt. Würde WhatsApp klar darüber informieren, dass der Konzern aus Ihren Kontakten die Spitznamen ausliest, die Geburtstage und Jahrestage, Notizen, Festnetznummern und private Nummern, Mailadressen, Web-Adressen und iCloud-IDs, dann würde vermutlich niemand zu stimmen.
Bilder des Nutzers
„Damit wir unsere Dienste betreiben und bereitstellen können, gewährst du WhatsApp eine weltweite, nicht-exklusive, gebührenfreie, unterlizenzierbare und übertragbare Lizenz zur Nutzung, Reproduktion, Verbreitung, Erstellung abgeleiteter Werke, Darstellung und Aufführung der Informationen (einschließlich der Inhalte), die du auf bzw. über unsere/n Dienste/n hochlädst, übermittelst, speicherst, sendest oder empfängst.“ Konkret bedeutet das: die über WhatsApp hochgeladenen Bilder gehören nun dem Konzern.
Benutzer-ID und Device-ID
Diese beiden individuellen Kennungen für den Benutzer und die Hardware ermöglichen das Tracking des Benutzers über mehrer Geräte und Programme hinweg. Die Techniken cross-site-tracking und cross-device-tracking basieren auf diesen Daten. Außerdem erfährt WhatsApp dadurch, welches Smartphone-Modell sie nutzen und welchen Netzanbieter Sie nutzen
Videos des Nutzers
„Damit wir unsere Dienste betreiben und bereitstellen können, gewährst du WhatsApp eine weltweite, nicht-exklusive, gebührenfreie, unterlizenzierbare und übertragbare Lizenz zur Nutzung, Reproduktion, Verbreitung, Erstellung abgeleiteter Werke, Darstellung und Aufführung der Informationen (einschließlich der Inhalte), die du auf bzw. über unsere/n Dienste/n hochlädst, übermittelst, speicherst, sendest oder empfängst.“ Konkret bedeutet das: die über WhatsApp hochgeladenen Videos gehören nun dem Konzern.
Texte und Eingaben des Nutzers
Im Prinzip übertragen Sie die Rechte von allem, was Sie über die App versenden, an WhatsApp. Mit der Zustimmung zu „unterlizenzierbare und übertragbare Lizenz zur Nutzung, Reproduktion, Verbreitung, Erstellung abgeleiteter Werke, Darstellung und Aufführung der Informationen“ erlauben Sie WhatsApp zudem, mit Ihren Inhalten machen zu können, was das Unternehmen will.
Gehört alles WhatsApp
Im Prinzip gehört alles, was Sie in WhatsApp eingeben, fortan WhatsApp und seinem Mutterschiff. Und die tun damit, was sie wollen, um ihre Konzernziele zu erreichen: Geld verdienen. Die Lizenz an den Inhalten kann auch an andere Unternehmen weitergegeben oder auch anderweitig veröffentlicht werden. Ihre privaten Inhalte könnten so auch irgendwo erscheinen, etwa in Facebook. Privatsphäre sieht anders aus.
Datensauger für Facebook
Ob es Texte, Sprachnachrichten, Bilder oder Videos sind – WhatsApp, bzw. der Mutterkonzern Facebook, darf diese Medien verwenden, auswerten, weiterverarbeiten, für das Zuschneiden von personalisierter Werbung einsetzen. Da personalisierte Werbung die Haupt-Einnahmequelle von Facebook ist, dienen alle Daten diesem Zweck: durch die mit WhatsApp erhobenen Daten werden Persönlichkeitsprofile verbessert, damit Werbung noch zielgenauer und präziser ausgeliefert werden kann.
Facebooks durchschnittlicher Umsatz pro Benutzer betrug 2020 weltweit ca. 7 US-Dollar. Weltweit wird WhatsApp von ungefähr 2 Milliarden Menschen genutzt (Zahlen von 2020).
Man könnte also ohne Übertreibung behaupten, dass WhatsApp wesentlicher Zweck nicht die Chat- und Nachrichtenfunktionen zum Versenden von Texten, Sprache und Bildern ist, sondern das Einsammeln von Nutzer-Daten für Facebook.
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