
02 Nov Angeblich mehr Schadsoftware für Macs als je zuvor
Liebe Süddeutsche Zeitung. Was ihr da schreibt, ist totaler Käse. Der Beitrag „Mehr Schadsoftware für Macs als je zuvor“ plappert nach, was andere Sicherheitsforscher fälschlicherweise behaupten. Doch damit nicht genug, Ihr dichtet über die Link-Adresse http://www.sueddeutsche.de/digital/cyber-angriffe-mehr-schadsoftware-fuer-macs-als-je-zuvor-1.2718560 auch noch Cyber-Angriffe dazu.
Das ist totaler Blödsinn. Es gab im Jahr 2015 weder massiv mehr Schadsoftware noch zunehmende Cyber-Angriffe auf Macs. Es gab nur eine Firma, die eher harmlose AdWare nun auch als Schadsoftware einstuft und mit diesen neuen dramatischen Zahlen großes Tamtam macht: Bit9 + Carbon Black addieren zu den drei bekannten neuen Schädlingen alle neue AdWare dazu und kommen dadurch auf dramatische Zahlen. Und die Süddeutsche macht bei diesem Clickbait fröhlich mit. Aber Apple-Kunden haben immer noch keinen Grund, sich Anti-Viren-Programme zuzulegen, denn die 51 bekannten Schadprogramme für Mac sind lächerlich wenige im Vergleich zu Windows.
Die Sicherheitsfirma Bit9 + Carbon Black berichtete Ende Oktober 2015 über eine signifikante Zunahme der OS-X-Malware. Fakt ist, dass es 2015 weniger neue Schadprogramme für Mac gab als in den Jahren zuvor – aber die Zahl der AdWare deutlich zunahm. Bit9 wirft nun beides zusammen in einen Topf, weil sich diese Schlagzeile deutlich besser macht.
Deutlich mehr Schadsoftware für Mac?
Die Ergebnisse des Berichts von Bit9 + Carbon Black sind interessant, können aber mißverstanden werden. Manche Mac-Benutzer reagieren mit Unglauben, andere mit großer Angst vor einer gefährlichen Zukunft. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass die Ergebnisse des Berichts korrekt sind, letztendlich aber die Definition von „Schadsoftware“ fragwürdig sind.
Schadsoftware ist ein Überbegriff für jede Art bösartiger Software wie z.B. Viren, Trojaner, Würmer, Spyware, Keylogger und Backdoors. Unterschiede in Funkion und Verbreitungswegen sind unerheblich; sofern die Software Schaden anrichtet, ist es Schadsoftware und damit illegal.
PUA (Potentially Unwanted Applications)
Es gibt jedoch eine Grauzone von unerwünschter Software. Im Englischen gibt es dafür den Überbegriff PUA (Potentially Unwanted Applications): Software mit fragwürdigem Verhalten, die jedoch nicht die Grenze der Legalität verlässt. AdWare gehört dazu – ihr Zweck besteht darin, dem Benutzer zusätzliche Werbung einzublenden. PUP inklusive AdWare richtet zwar keinen Schaden an im klassischen Sinne, aber dennoch ist niemand scharf darauf, solche Software zu haben.
PUA nerven, verlangsamen und destabilisieren Ihr System. Sie bringen Sie auch dazu, Geld für Dinge auszugeben, die Sie nicht benötigen. Aber darüber hinaus tun sie nichts bösartiges. Hier muss man aber die Ergebnisse von Bit9 + Carbon Black’s ins rechte Licht rücken. Bei der bisherigen Zählweise von Schadsoftware kommt man zum Ergebnis, dass 2015 weniger neue Schadsoftware auftauchte als im Jahr davor. In der verlässlichen Statistik von Thomas Reed gab es 2015 bisher nur drei neue Versionen von Schadsoftware: OceanLotus (das nur einige Benutzer in China infizierte), eine namenlose Schadsoftware die eine kleine Zahl von MacKeeper-Benutzern betraf und die Software XcodeGhost – eine Infektion durch eine manipulierte Variante von Xcode, die mehrere iOS Apps im App Store betraf.
Drei neue Schadsoftware-Familien in 2015
Im Vergleich zu 2014 mit seinen sechs neuen Versionen von Malware war 2015 bisher ein sehr ruhiges Jahr. Andererseits stimmt die Beobachtung von Bit9 + Carbon Black, dass sich in diesem Jahr die Verbreitung von AdWare rasant beschleunigt hat. Im Jahr 2012 – dem Jahr mit dem bisher größten Zuwachs an Schadsoftware für Mac – war AdWare für Mac fast unbekannt. Seit 2015 werden Mac-Benutzer leider von einer unüberschaubaren Vielfalt verschiedener AdWare-Programme genervt.
Für von AdWare Betroffene bleibt der Trost, dass diese Software keine Daten stiehlt und keinen Schaden anrichtet. AdWare verfolgt das klare Ziel, durch Einblendung von Werbung Geld zu verdienen und macht dabei Suchmaschinen und Werbe-Netzwerke zu unfreiwilligen Mitspielern, die das Fehlverhalten von AdWare finanzieren.
Natürlich ist AdWare ein ernstzunehmendes Problem, denn die Unannehmlichkeiten der Betroffenen sind nicht gering. Abgesehen von den ärgerlichen Belästigungen durch Einblendungen kann AdWare die Systemperformance ruinieren, Abstürze verursachen und zusätzliche Sicherheitslücken schaffen, die von anderer Schadsoftware ausgenutzt wird.
Thomas Reed von The Safe Mac gewinnt AdWare dennoch eine positive Seite ab: Möglicherweise entsteht durch den Umgang mit lästiger AdWare ein neues Sicherheitsbewusstsein der Mac-User. Anstelle echter Gefahren sind es zunächst nur lästige Werbe-Müll-Programme, die es zu vermeiden gilt. Das ist für Mac-Anwender eine neue Lektion, denn seit den ersten Versionen von Mac OS X galt der Grundsatz „Für Macs gibt es keine Viren“. Die nun zu lernenden grundlegenden Sicherheitstipps können den Unterschied ausmachen, falls tatsächlich ernstzunehmende Schadsoftware auftauchen sollte.
Sorry, the comment form is closed at this time.